Die Gründerjahre

Fußballspielen unter Strafe gestellt

 

Der Schütze des ersten Tores in der Geschichte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, der Frankfurter Oberprimaner Fritz Becker, wurde wenige Tage vor dem Länderspiel von seinem gestrengen Rektor wegen „Fußlümmelei“ mit 3 Tagen Karzer geahndet. Als solche verteufelten nämlich die zu dieser Zeit in Angelegenheiten der Leibesertüchtigung des deutschen Volkes das Regiment führenden biederen Turnmeister das aus England importierte „rohe“ Spiel, bei dem ein Ball (schockierend unwürdig!) mit dem Fuß traktiert wurde. Angesichts derartiger gehässiger Anfeindungen gehörte in dieser Zeit schon eine gehörige Portion Schneid dazu, einen Verein ins Leben zu rufen, der sich der organisierten öffentlichen Ausübung einer nach zeitgenössischer Ansicht „widernatürlichen Leibesertüchtigung“ verschrieb.

 

Gründung eines Fußball-Clubs in Immenstadt

 

Von dieser „Englischen Krankheit“ waren offensichtlich auch im „Städtle“ 10 junge Burschen infiziert, als sie am 18. Mai 1907 den Wagemut aufbrachten, einen Fußball-Club zu gründen. An die Spitze des jungen Vereins wurde der 18-jährige Alfred Frey berufen, der bis 1911 als Erster Vorsitzender amtierte, daran anschließend noch unzählige Jahre mit großer Erfahrung und väterlichem Sinn den oft krisengeschüttelten Club zusammen zu halten half, ehe er 1967 im Jahr des 60-jährigen Gründungsfestes – hochverehrt – im Alter von 78 Jahren verstarb.

 

Aller Anfang ist (sehr) schwer…

 

Ohne jegliche Unterstützung war es für diese „Verrückten“ ein mühseliges Unterfangen, überhaupt ein geeignetes Spielfeld für ihr Treiben zu finden. Abwechslungsweise kickte man auf dem Viehmarktfeld und hinter dem Lagerhaus der „Fabrik“. Die anfänglich noch sehr spärlichen Wettspiele gegen auswärtige Mannschaften wurden auf einer Wiese an der Sonthofener Straße und in der Rauhenzeller Viehweide ausgetragen, ehe im Jahre 1920 der dann noch lange bestehende Sportplatz am Hochrainebach als ordentliches Spielfeld angelegt wurde.

Tornetze waren in den Anfangsjahren noch ebenso unbekannt wie eine einheitliche Spielkleidung. Der Ball selbst wurde wie ein Augapfel gehütet, denn in den ersten Jahren stand nur ein einziges (!) Exemplar zur Verfügung.

Vom Schlacke-Platz zum Stadion:

Unsere Sportstätten im Wandel

 

Schlackeplatz: Zum „Wellness“ in die Iller

 

Bis zur Eröffnung des heutigen Auwaldstadions im Schul-Sport- und Freizeitzentrum waren die Immenstädter Fußballer mit Sportanlagen alles andere als verwöhnt. Den heute im Rentenalter – oder kurz davor – stehenden ehemaligen Aktiven ist dabei der alte Fußballplatz am Hochrainebach noch in bester – eigentlich schlechter – Erinnerung: Der bereits seit Anno Tobaks Zeiten bestehende Platz befand sich schon zu Zeiten der Gebrüder Gammel in einem jämmerlichen Zustand. Die naturgemäß am häufigsten bespielten Zonen im Mittelfeld und vor den Toren waren im Verlauf der Jahre derart malträtiert worden, dass nur noch in unmittelbarer Nähe der Seitenauslinien ein kümmerlicher Restbestand an Graswuchs auszumachen war. Notwendig gewordene Ausbesserungen – insbesondere der Strafräume –erfolgten in der Form, dass man Schlacke aus der Heizungsanlage der Hanfwerke ausbreitete. Auch für Zeiten noch nicht bekannten Rollrasens ein groteskes Verfahren! „Getoppt“ wurden diese Zustände aber noch von den Widrigkeiten, unter denen die Sportler ihre Körperpflege verrichten mussten: Noch in den Fünfziger Jahren entschwanden die Kicker rudelweise über den Illerdamm, um sich – auch bei frostiger Witterung – in der eiskalt fließenden Iller des vergossenen Schweißes zu entledigen und so manches Mal auch die Zornesglut über miserable Schiedsrichterleistungen abzukühlen. Die „luxuriösere“ Nachfolge dieser naturbelassenen Form von Wellness trat später eine mit Muskelkraft betriebene Pumpe an, mit deren Hilfe leicht getrübtes Wasser aus dem vorbeifliessenden Hochrainebach in eine Bretterbude am Spielfeldrand abgezapft wurde!

 

Hartplatz: Knochenmühle und Geheimwaffe

 

Nachdem die Verhältnisse um den alten Platz schlussendlich untragbar geworden waren, vergönnte die Stadt ihren Fußballern zu Beginn der Sechziger Jahre endlich ein neues Spielfeld. Misstrauisch gegenüber dem Allgäuer Wetter glaubte man, den Stein der Weisen in Form eines Allwetterplatzes gefunden zu haben. Die wie eh und je sich finanzklamm gebende Kommune erwartete sich bei diesem Vorhaben außerdem einen hohen Eigenanteil ihrer Sportvereine, den diese auch prompt in Form unzähliger Arbeitsstunden ihrer Mitglieder ableisteten.

 

 

Die anfängliche Euphorie ob des auf dem neuen Platz plötzlich wieder neu entdeckten Geradeauslaufs des Balles schlug jedoch schon bald in blanke Abneigung um. Gründe dafür waren weniger der ständige Wechsel zwischen den gewohnten speziellen Verhältnissen auf dem heimischen Hartplatz und denen auf auswärtigen Rasenplätzen, als vielmehr die buchstäblich schmerzvollen Erfahrungen mit dem „ungesunden“ Belag. Konnten bei heißen Temperaturen und Windböen die ekelhaften Staubwolken „nur“ die Freude am Spiel vermiesen, so waren eiternde Schürfwunden und schmerzende Gelenke weitaus ernster zu nehmende negative Auswirkungen. Zugegeben, aus diesem Umstand schlug man aber gelegentlich auch Kapital, indem man besonders wichtige Spiele kurzerhand auf den für die Gastmannschaften ungewohnten und geradezu verhassten Hartplatz verlegte und somit den Gegner von vorneherein ins Hintertreffen zu bringen versuchte.

 

Das „Steiner Exil“: Buckelwiese und Maulwurfshügel

 

Als die Wehklagen und Beschwerden über den Hartplatz schier das Ausmaß einer Spielerrevolte erreichten, musste seitens der Vereinsführung unverzüglich gehandelt werden. Weil sich der Hoffnungsschimmer „Stadion“ noch lange nicht am Horizont abzeichnete, pachtete der Verein von einem Landwirt eine Wiese im Ortsteil Stein und funktionierte sie zu einem Fußballfeld um. Wenngleich das Spielfeld aus verständlichen Gründen mit einem Stadionrasen herzlich wenig gemein hatte und eher den sonst von den „Städtlern“ hochnäsig belächelten „Rumpelplätzen“ in manchem Provinznest ähnelte, so war man doch fürs erste selig, der „Hölle Rote Erde“ endlich entronnen zu sein. Allerdings zeigte sich auch hier schon bald die weniger schöne Kehrseite der Medaille. Als man die hinderlichen Unebenheiten des Platzes mit einer schweren Walze beseitigen wollte, rückt man ungewollt dem ortsansässigen Maulwurf auf den Leib. Dessen daraufhin einsetzenden panischen Aktivitäten hatten zur Folge, dass die Buckelwiese anstatt geebnet zu werden zusätzlich auch noch mit einer Menge Erdhügel angereichert wurde. Da mangels eines Funktionsgebäudes vor Ort jeweils sämtliche benötigten Requisiten mühsam vom Stammsitz in Immenstadt heran- und wieder zurückgekarrt werden mussten (und nichts vergessen werden durfte!), weil die Bedingungen für das Publikum wegen völlig unzureichender Parkmöglichkeiten und Sitzgelegenheiten unzumutbar waren und logischerweise zu einem Zuschauerschwund führten und weil die ganze Aktion insgesamt ein einziges Provisorium mit provinziellem Stallgeruch war, wurde man dieses „Steiner Exils“ bald wieder überdrüssig und kehrte zähneknirschend an die alte Stätte zurück.

   

Im Jahre 1977 begann für den Verein eine neue Zeitrechnung: Die innerhalb des Immenstädter Großprojekts „Schul-, Sport- und Freizeitzentrum“ am Auwald errichtete Freisportanlage mit zwei so lange ersehnten Rasenspielfeldern einschließlich Flutlicht und allem Drum und Dran konnte enthusiastisch in Beschlag genommen werden. Wenn man sich die Vorgeschichte um die Immenstädter Fußballplätze noch einmal vor Augen führt, ist die damals im Verein herrschende Glückseligkeit leicht vorstellbar. Und waren früher die Gastmannschaften mit Grauen vor dem Hartplatz nach Immenstadt gereist, so wurde der Auftritt im neuen Schmuckstück „Auwaldstadion“ für sie nunmehr zu einem Saisonhöhepunkt. Und beim stolzen Gastgeber genoss man es, beglückwünscht und beneidet zu werden.

 

Kuriose „Schrägtribüne“

 

Im Rausch dieser Gefühle konnte man dabei leicht über einige wunderliche Ausführungen beim Stadionbau hinweg sehen. So ist die eigentlich wunderschöne große Sitztribüne – anstatt wie anderenorts üblich in der Mitte – in Immenstadt seitlich vor nur einer Spielfeldhälfte platziert. Zeitzeugen von damals sehen die Begründung darin, dass im Gesamtkomplex des Auwald-Zentrums das Stadionspielfeld von vorneherein nur eine Nebenrolle spielte und erst nachträglich in das bereits fest geplante Ensemble „eingeflickt“ wurde. Für eine mittige Tribüne wäre ein zusätzlicher Neubau erforderlich gewesen und war demzufolge natürlich illusorisch. So setzte man – besser so als gar nicht – die Tribüne kurzerhand auf den äußeren Kabinentrakt an der Ostseite der planerisch unverrückbaren Sporthalle, die aber zum Stadionspielfeld leider nicht sehr günstig steht…

 

Zwist um Bespielbarkeit der Plätze

 

Alle Rasensport betreibenden Vereine in das Korsett eines Platzbelegungsplans zu zwängen erwies sich schon als ein schwieriges Unterfangen, aber das aus Sicht der städtischen Platzwarte verständliche Bestreben, die Spielfelder in einem „musealen“ Zustand zu erhalten, beschwor natürlich den absoluten Unwillen der hartplatzgeschädigten und deshalb „rasengeil“ gewordenen Kicker herauf. Das verhasste Schild „Rasenfläche gesperrt“ wurde deshalb zum „roten Tuch“ und auch das eine oder andere Mal von weißglutgeladenen Spielern vornehmlich älteren Semesters schlichtweg missachtet oder sogar eigenmächtig entfernt. Kein Wunder aber sehr bedauerlich, dass es darüber zwischen ehemaligen Club-Kameraden, die jetzt in Diensten von Stadt bzw. Verein (und somit in gegnerischen Lagern) standen, zum Zerwürfnis kam.

 

Ergänzungen in Eigenleistung des Vereins

 

Den umtriebigen Aktivitäten seines Vorsitzenden Josef Gammel und der tatkräftigen Mithilfe treuer Mitlieder verdankt der Verein mittlerweile einige sinnvolle Ergänzungen der Anlage. So entstanden in Eigenleistung des Vereins nach dem bereits zu einem frühen Zeitpunkt fertig gestellten Vereinsheim im Hallenbadtrakt mittlerweile auch ein Funktionsgebäude mit Regiekanzel und Zuschauerterrasse sowie ein Kleinfeldplatz für die jüngsten Jahrgänge. Der leidige Zwist um die Bespielbarkeit der Plätze gehört der Vergangenheit an, denn die Stadt betraute den Verein mittlerweile mit der Selbstverwaltung der Freisportanlage, was sich bestens bewährt. Bedauerlich, dass Vorsitzender Gammel mitten im Kampf und die Verwirklichung seines letzten großen Vorhabens, die Anlage um einen Kunstrasenplatz zu erweitern, völlig unerwartet aus demLeben gerissen wurde.

 

Das Leben „danach“:

Unsere Feierstätten

Nachdem bereits viele Immenstädter Vereine über ein eigenes Zuhause verfügten, entschloss sich auch der Fußball-Club 07 nach langwierigen Beratungen – sowohl intern als auch mit der Stadtverwaltung – ein eigenes Vereinsheim zu bauen. Das Vorhaben sah einen Neubau an der Nordseite des Hallenbads vor. Während das Bau-genehmigungsverfahren bereits in Gang war, meldeten sich aus den Reihen des Stadtrats doch noch einige Bedenkenträger, worauf man erneut in zeitaufwändige Diskussionen trat. Letztlich folgte der FCI einem Vor-schlag der Stadtverwaltung und pachtete die bereits bestehende öffentliche Cafeteria im Hallenbad. Damit verbunden war auch die Erlaubnis, Räumlichkeiten im Obergeschoss für eigene Zwecke zu gestalten und zu nutzen.


Ehemals großzügiges Vereinsheim

Der Umbau im Obergeschoss wurde am 15. Januar 1996 in Angriff genommen. Er umfasste zunächst die Neugestaltung eines großen Veranstaltungssaals mit neuem Eingangsbereich sowie einer Bühne samt Bühnenbeleuchtung und Beschallungsanlage. Daran anschließend folgte das Herzstück, die Einrichtung eines intimen Clubraums mit Thekenbetrieb, Billard, Kicker und Dart. Ein Lagerraum und ein kleiner Büroraum vervollständigten schließlich das schmucke neue Zuhause des Vereins. Für diese Maßnahme wendeten engagierte Vereinsmitglieder etwa 700 Arbeitsstunden auf! Finanzielle Unterstützung erfuhr der Verein dabei dankenswerterweise durch großzügige Zuwendungen aus Kaiser- Sigwart-Stiftung und Kunert-Stiftung sowie vom Allgäuer Brauhaus Kempten.

 

Heute abgespeckt zum Clubraum

Zwischenzeitlich traten jedoch gravierende Neuerungen ein, indem die Cafeteria einer Erweiterung der Saunalandschaft im Hallenbad weichen musste und auch unser großer Veranstaltungssaal dem gesteigerten Raumbedarf des benachbarten Gymnasiums zum Opfer fiel. Geblieben ist der Clubraum als intimer Ort der Begegnung und wichtiger sozialer Faktor innerhalb der Jugendarbeit sowie als Stätte diverser Feierlichkeiten.

 

 

Aus der Historie bleiben aber wohl zwei Feierstätten unvergessen

Zawadzkis Hüttenzauber - Sause im Geräteschuppen

 

Platz ist in der kleinsten Hütte. Und dass man darin auch höchste Lebensfreude entwickeln kann, erlebte eine Generation FCI-Fußballer Woche für Woche, wenn sie sich nach den Spielen zum sagenhaften Hüttenzauber im Geräteschuppen neben den Umkleidekabinen am Hartplatz zusammen fand. Weit entfernt vom heute bereits in der Provinz eingekehrten läppischen VIP-Gehabe an weißbetuchten Bistrotischchen hockte man eng gedrängt auf harten Biertischgarnituren in unmittelbarer Nachbarschaft von all den rustikalen Requisiten, die man zur Platzbestellung eben braucht und statt von livrierten Kellnern Sushi-Happen und Prosecco serviert zu bekommen, gab es Landjäger und Flaschenbier aus der Hand von Platzwart Heinz Zawadzki. Was vordergründig ein stückweit primitiv anmutet, war genügsame Schlichtheit verbunden mit herzlicher Geselligkeit und schlussendlich Ausdruck der fruchtbaren Verbundenheit innerhalb der FCI-Familie.

 

Hugos „Lumo-Club“ - High Life und Open End

 

Als unser Sportkamerad Hugo Kleinhans – von Beruf Masseur und medizinischer Bademeister – in Erfüllung seiner Mächler-Leidenschaft in einem aufgelassenen Gebäude der ehem. Kaiser-Brauerei ein kleines privates Fitness-Studio auf Club-Basis („Lumo-Club“) einrichtete, konnte man noch nicht ahnen, dass sich das zugehörige Club-Stüberl aus intimen Anfängen nach späteren Erweiterungen zu dem Fun-Tempel einer immer größer werdenden lebenslustigen Gemeinde mausern würde! Der „Lumo“ war nicht nur zu einer Heimstatt der feiernden FCI-Familie, sondern zu einem Magnet für Nachtschwärmer aus dem ganzen Städtle geworden. Hatte man die Gesichtskontrolle unbeanstandet überstanden, konnte in ungezwungener Atmosphäre unter Freunden ausgelassen „bis in die Puppen“ gefestet werden, zumeist launig animiert vom witzigen und musikalischen Entertainment des fidelen Hausherrn oder von sonstigem künstlerisch Angehauchten aus der froh gestimmten Gästeschar. Der „Lumo“ war schlicht und ergreifend eine einzigartige, nicht kopierbare Institution, deren von der Sanierung des Bräuhaus-Viertels besiegelten Ende schmerzvoll betrauert wurde.

Ein Jahrhundert Fußball-Club Immenstadt 07

Pionier des Fußballsports im Allgäu

 

In den Gründerjahren unseres Vereins existierten erst wenige fußballtreibende Teams, so dass sich für den FCI als einem der Pioniere des Fußballs im Allgäu zunächst nur wenige Spielpartner anboten. Das erste Match sah den gleichfalls 1907 gegründeten FC Memmingen als Gegner, dem sich in der Folge Mannschaften aus Lindenberg, Landsberg und Kaufbeuren anschlossen. Überhaupt kann erst ab dem Jahre 1925 von einem geordnet organisierten Spielbetrieb berichtet werden. Die B-Klasse, in die der FCI eingegliedert wurde, bestand damals aus nur sechs Vereinen: neben den „Städtlern“ aus den Teams von Dietmannsried, Sonthofen und Weiler sowie den 2. Mannschaften der bereits höherklassigen VfL Kempten und FC Lindenberg.

 

Die Punktspiele wurden im Herbst ausgetragen; die Entscheidungsspiele mit den Siegern der anderen Spielgruppen um den Aufstieg in die A-Klasse fanden im Frühjahr des darauf folgenden Kalenderjahres statt. An diesen Aufstiegsspielen konnte der FCI zwar mehrmals teilnehmen, scheiterte jedoch in „schöner“ Regelmäßigkeit, bis im Jahre 1929 endlich der große Wurf gelang und man vor dem FC Oberstdorf zunächst die Meisterschaft in der B-Klasse und im folgenden Frühjahr die Qualifikation zur A-Klasse schaffte.

 

Trotz Meisterschaft keine rosigen Zeiten

 

Die „Goldenen Zwanziger“ waren aber durchaus keine goldenen Zeiten für die Immenstädter Fußballer. Die dramatische wirtschaftliche Misere im Deutschland der „Weimarer Republik“ spiegelte sich naturgemäß auch in Form schwindsüchtiger Vereinskassen wider. Die allgemeine Finanznot führte 1928 gar dazu, dass für einige Monate der gesamte Verbandsspielbetrieb ausgesetzt werden musste und die Allgäuer Vereine traten – um Reisekosten zu sparen – dem neu aufgestellten, geographisch günstigeren Fußballkreis „Bodensee – Vorarlberg“ bei. Sogar der umjubelte Aufstieg 1929/30 hatte prompt auch seine Schattenseiten: Die phänomenale Meisterschaftsprämie von einer Schachtel Zigaretten pro Kicker, aber insbesondere die in der höheren Spielklasse notwendig gewordene – beim FCI erstmalige (!) – Anstellung eines Trainers stürzte den Verein kopfüber in die Verschuldung.

 

Aber auch auf und neben dem Platz war nicht alles im Lot: So bedurfte es zur Aufrechterhaltung der Disziplin eines energischen Ordnungsrufs der Clubleitung, wonach das Rauchen und Trinken ab Mitternacht vor dem Spiel unter Strafandrohung untersagt wurde. Und während eines der ohnehin stets hochexplosiven Derbys gegen die ungeliebten Nachbarn aus Sonthofen traten bezüglich der neu eingeführten Abseitsregel unüberbrückbare „handfeste“ Meinungsverschiedenheiten auf, die prompt zum Spielabbruch führten und anschließend für lange Jahre die ohnehin von Anfang an belasteten Beziehungen beider Vereine völlig zum Erliegen brachten.

 

Politik auch im Verein: Abspaltung der „Freien“

 

Die politischen Turbulenzen der dreißiger-Jahre machten auch nicht vor den Türen des FCI-Clublokals halt. So spaltete sich in diesen Zeiten politischer Wirren ein weltanschaulich anders orientierter Zweig vom „bürgerlichen“ Stammverein ab und gründete eine „Freie Spiel- und Sportvereinigung“. Der dadurch entstandene sportliche Aderlass für den Rest-Club war zu groß, so dass man unweigerlich wieder den Weg in die niedrigere Klasse antreten musste. Fortan trug man in der – wieder einmal – neu gegliederten Verbandsorganisation das Schicksal einer „Fahrstuhlmannschaft“ zwischen 1. und 2. Kreisklasse Allgäu, obwohl nach der „Machtübernahme“ durch die Nationalsozialisten die „Freien“ prompt verboten wurden und man wieder alle Immenstädter Fußballkräfte im FCI bündeln konnte. Der letzte Wiederaufstieg trug schließlich keine großen Früchte mehr, da die „Kriegsmeisterschaft“ nach zwei Runden beendet werden musste.

 

Explosive Derbys und Etablierung in der A-Klasse

 

Nach Kriegsende nahmen die Immenstädter Fußballer – zunächst unter dem Pseudonym „Sportclub“ – als erste im Oberallgäu wieder den Spielbetrieb auf. „Premieren-Gast“ war am 8. September 1945 eine polnische Lagermannschaft aus Sonthofen, erster Vereinsspielpartner der ASV Hegge. Bis 1949 gehörte man der untersten Spielklasse an und musste in dieser Zeit den steilen Aufschwung der ungeliebten Konkurrenz aus Sonthofen erleiden. Was übrigens nicht immer nur leise zähneknirschend zur Kenntnis genommen wurde. So brachten eines Derbytages die vermeintlich allzu offensichtlichen Sympathien eines Schiedsrichters für die Sonthofener Gäste die Volksseele derart zum Kochen, dass man den „Schwarzkittel“ handgreiflich nötigte, seine Körperpflege nach dem Spiel statt in der Kabine im nahen Hochrainebach zu verrichten…

 

Die Saison 1955/56 bescherte endlich den lang ersehnten Aufstieg in die A-Klasse. Zum sportlichen Wert dieses Ereignisses sei angemerkt, dass es in Schwaben dazumal nur drei A-Klassen (statt heutzutage sechs „Kreisligen“) gab und die A-Klasse Süd nicht nur das südliche Allgäu, sondern den Bereich von ganz Südschwaben umfasste (z.B. von Memmingen und Türkheim bis Kaufering und Landsberg). Dem Freudenfest folgte aber schon bald der große Katzenjammer: ausgerechnet im darauf folgenden Jubiläumsjahr 1957 ging es postwendend wieder nach unten. Nach dem sofortigen Wiederaufstieg 1959 etablierte sich der FCI schließlich für fast ein Vierteljahrhundert in der A-Klasse, unterbrochen von einem zweijährigen Intermezzo in der B-Klasse 1966 bis 1968.

Aufstieg und Fall

Zwei Mal auf dem Sprung in die Bezirksliga

 

Nach dem Abstieg 1967 und dem postwendenden Wiederaufstieg 1968 sollte der Verein in den nächsten beiden Jahren seine bisherigen sportlichen Höhepunkte erleben. In der Saison 1968/69 sorgte ein junges, begeisterungsfähiges FCI-Team für Furore in der A-Klasse und brachte dabei deren alte „Hackordnung“ gehörig durcheinander. Am letzten Spieltag führte es die Tabelle mit einem Punkt Vorsprung an, bevor es zum alles entscheidenden Spiel bei den Kemptener „Eisenbahnern“ des SV 29 ging. Trotz frenetischer Unterstützung durch eine davor und danach nie mehr in dieser Zahl versammelten Fankolonie unterlag man sehr unglücklich mit 0:1 und musste dem BSC Memmingen Meisterehre und Aufstiegsplatz überlassen.

 

Auch im nächsten Spieljahr lieferte man sich ein bis zum Schluss packendes Kopf-an-Kopf-Rennen, dieses Mal mit dem TSV Durach. Und auch in diesem Duell hatte der FCI schlussendlich wieder das Nachsehen. Jedoch eröffnete sich dieses Mal noch eine zweite Chance: Ein zusätzlich frei gewordener Platz in der Bezirksliga musste in einer Qualifikationsrunde der drei A-Klassen-Zweiten ausgespielt werden. Die erste Hürde wurde durch einen Sieg über den Post-SV Augsburg noch übersprungen, aber im Finalspiel musste man sich schließlich dem nordschwäbischen SSV Höchstädt beugen. Hartnäckig hält sich bis heute das Gerücht, dass diese Niederlagen die Keimzellen jener unseligen „Seuche“ in sich trugen, die bis heute FCI-Mannschaften in Entscheidungsspielen (fast) regelmäßig hinwegrafft…

 

Alltagsroutine und Abstiegskämpfe

 

In den darauf folgenden Jahren konnte man nicht mehr an diese Erfolge anknüpfen, vielmehr geisterte schon das eine oder andere Mal das Abstiegsgespenst durch die grünweißen Gefilde. Erst Ende der Siebziger Jahre schnupperte man noch einmal Höhenluft, scheiterte aber – wie gehabt – am Ende doch noch: zum einen am übermächtigen Bezirksliga-Absteiger TSV Sonthofen auf dessen schnurgeraden Weg zurück ins schwäbische Oberhaus, in anderen Fällen an fehlender Konstanz und mangelndem Stehvermögen in der Endphase. Aus der Lethargie des alltäglich gewordenen A-Klassen-Daseins wurde man jäh geschreckt, als in den Jahren 1981 und 1982 buchstäblich erst in allerletzter Minute gerade noch der Kopf aus der Abstiegsschlinge gezogen werden konnte. Im dritten „Anlauf“ hintereinander „klappte“ es dann doch noch mit dem Abstieg! Erst im vierten Jahr, 1987, gelang endlich die Rükkehr, aber nur für zwei Saisons.

 

Der Abstieg 1989 vollzog sich dabei unter tragischen Begleitumständen: Mit ausgeglichenem Punkteverhältnis auf einem scheinbar gesicherten Mittelfeldplatz liegend musste man aufgrund einer verrückten Tabellenkonstellation völlig unerwartet doch noch Platzierungs- und Entscheidungsspiele um den Klassenverbleib bestreiten – die man prompt allesamt verlor!

 

Schlimmer ging´s nimmer: Zweimal C-Klasse

 

Doch die schwärzeste Stunde stand noch bevor: 1992 trat der Allgäuer Fußballpionier und Traditionsverein aus der ehemals reichsgräflichen Residenzstadt Immenstadt als Tabellenletzter (!) der für ihn ohnehin schon blamablen B-Klasse gar den für unmöglich gehaltenen schmachvollen Gang in die absoluten Niederungen der C-Klasse an, begleitet von Hohn und Spott der Konkurrenz und schadenfroh empfangen von den beiden dort bereits kickenden Ortsrivalen der „Sportstadt“(!) Immenstadt, Türk Gücü und SV 77.

 

Zwar dauerte dieses traurige Kapitel nur ein Jahr, aber für den damals desolaten Zustand sprach es Bände, dass man nach dem Wiederaufstieg um ein Haar gleich wieder zu Absteigern gehört hätte und auch in den folgenden Jahren die vorderen Plätze unerreicht blieben. Ganz im Gegenteil: 1998 hatte man erneut die Schmach des Abstiegs zu erleiden und dieses Mal brauchte es sogar drei Jahre, um den Wiederaufstieg zu schaffen.

 

„Unternehmen Aufstieg“: Nach erster Etappe nur unterbrochen?

 

In der neuen Spielklasse – zwischenzeitlich in „Kreisklasse“ umgetauft – konnte man zwar eine gute Rolle spielen, aber der angestrebte absolute Spitzenplatz schien unter den bestehenden Verhältnissen nicht realisierbar. Da bedurfte es schon eines besonderen Kraftakts unter Anwerbung auswärtiger Verstärkungsspieler, um das von der Clubführung machtvoll angekurbelte „Unternehmen Aufstieg“ im Jahre 2004 endlich zu einem ersten Erfolg zu bringen. Die jungen Heißsporne aus dem eigenen Nachwuchs und die angeworbenen abgeklärten „Legionäre“ bildeten eine gelungene Mischung und präsentierten auch im ersten Jahr ihrer Zugehörigkeit zur Kreisliga (ehedem A-Klasse) einen ebenso erfolgreichen wie attraktiven Fußball.

 

Doch das zarte Pflänzchen “Hoffnung auf mehr“ verdörrte bereits im zweiten Jahr wieder als die

Mannschaft durch verletzungsbedingte Ausfälle und Abwanderungen von Spielern in

Schlüsselpositionen geschwächt wurde und man sich unversehens im Abstiegskampf befand. Einem

starken Aufwärtstrend in den Spielzeiten 2010 bis 2013 folgte in der Saison 2014/2015 ein

bewegendes Spieljahr. Wurde der FCI nach der Vorrunde von vielen Wettbewerbern schon

abgeschrieben konnte man sich letztlich nach einer sensationellen Rückrunde doch noch den

Verbleib in der Kreisliga sichern.